Bezeichnung in der Verhaltensforschung für eine Verhaltensweise, die in Gang gesetzt und aufrechterhalten wird, bis das Tier die Reize antrifft, welche die Endhandlung auslösen. Appetenzverhalten wird auch Suchverhalten genannt, ein Beispiel ist das Umherschweifen hungriger Tiere, bevor sie gezielt Beute jagen. Appetenzverhalten kann sehr variabel sein und verschiedene Verhaltensweisen in wechselnder Zusammensetzung aufweisen, bevor das in der Regel stereotype Endverhalten eintritt. Fortbewegungsweisen, Orientierungsreaktionen und auch erlerntes Verhalten können im Rahmen von Appetenzverhalten auftreten. Es wird durch seine Variabilität an verschiedene Umweltbedingungen angepasst und tritt bei hinreichend starker Motivation auch spontan auf. Ein weiteres Beispiel für Appetenzverhalten ist die Richtungsbewegung eines Beute fangenden Frosches, wenn er einem Insekt nachspäht und sich zu diesem hin bewegt. Das Endverhalten ist in diesem Fall das Zuschnappen. Das Suchverhalten kann auch völlig ungerichtet sein, hier wird durch erhöhte Aktivität lediglich die Wahrscheinlichkeit erhöht, auf irgendeinen Schlüsselreiz zu treffen. Erworbene Erfahrungen, aber auch angeborene Bewegungsmuster können im Appetenzverhalten auftreten.
Appetenzverhalten und Leerlaufhandlung
gelten als Hinweise auf die Spontaneität der den Erbkoordinationen zugrundeliegenden Antriebsmechanismen. Da die Tiere jedoch in der Phase des Appetenzverhaltens oder im Falle von Leerlaufhandlungen nicht von allen Außenreizen abgeschirmt sind, kann niemals mit voller Sicherheit ausgeschlossen werden, dass nicht doch schwache Auslösereize wirksam sind."
Neumann führt dazu weiter aus:
"Mit anderen Worten: Leerlaufreaktionen sind bisher experimentell nicht eindeutig nachgewiesen. Was in der Literatur als Beispiel für Leerlaufreaktionen genannt wird, sind ausschließlich vereinzelte Gelegenheitsbeobachtungen, die sich besser als Folge extremer Schwellenwerterniedrigungen deuten lassen. Es ist daher nicht erstaunlich, dass z.B. Aggressionsverhalten bisher niemals im Leerlauf beobachtet wurde."
Eine an verschiedenen Fischarten durchgeführte Untersuchung von Rasa ergab, dass ein Tier, wenn es längere Zeit kein Aggressionsverhalten gezeigt hatte, sowohl eine zu-, als auch eine abnehmende Aggressionsbereitschaft zeigen kann. Je nachdem, was unter den jeweiligen ökologischen und sozialen Bedingungen nützlich ist. Einen generellen Aggressionsstau im Sinne Lorenz gibt es offenbar nicht.
In Kurzfassung besagt das Prinzip der doppelten Quantifizierung dagegen, dass Verhalten auf Schwankungen, nicht Stauungen, der Handlungsbereitschaft zurückzuführen ist.
Innere Faktoren wie: Biorhytmik, Hormone, erlernte Verhaltensweisen, genetische Dispositionen und äußere, wie Populationsdichte, Nahrungsangebot, Klima etc. sind in komplexer Weise am Verhalten beteiligt.