Das Gebiss des Hundes

 

Hunde gehören zu den Raubtieren, auch Fleischfresser oder Karnivoren ( Carnivora ) genannt, und haben – zumindest in der ursprünglichen Anlage – ein entsprechendes Gebiss, das zum Ergreifen, Festhalten und Abwürgen von Beutetieren ebenso geeignet ist wie zum Abreißen und Abschneiden von Fleischteilen. Für diese Tätigkeiten benutzt der Hund die Schneide-, Fang-, oder Reiß- sowie die vorderen Backenzähne. Mit den hinteren Backenzähnen kann er Knochen zermalmen. Insgesamt hat ein erwachsener Hund 42 Zähne ( 20 im Oberkiefer und 22 im Unterkiefer ), das Milchgebiss der Welpen weist nur 28 Zähne auf.

 

Das Milchgebiss:
Bei der Geburt des Hundes sind noch keine Zähne vorhanden, nach ca. 4 Wochen, manchmal auch etwas früher, brechen zunächst die Milchzähne im Unterkiefer durch. Mit Ende der sechtsen Woche ist das Milchgebiss vollständig ausgebildet.
Es besteht im Ober- und Unterkiefer links und rechts jeweils aus:
-3 Schneidezähnen
-1 Fangzahn
-3 Prämolaren
Der vorletzte vordere Backenzahn des Oberkiefers und der letzte vordere Backenzahn im Unterkiefer arbeiten zusammen und bilden die Reißzähne. Milchzähne sind graziler und spitzer geformt als die bleibenden Zähne und häufig leicht bläulich. Jeder Zahn besteht aus Zahnkrone, Zahnwurzel und Zahnhöhle.  
Das Milchgebiss hat insgesamt 28 Zähne, es fehlen hier Prämolaren 1 ( 4 Stück ) und die Molaren ( 10 Stück ), die nur einmal für das bleibende Gebiss heranwachsen.   

Zahnwechsel:
Der Zahnwechsel ist ein komplizierter Vorgang, der nicht schmerzfrei ist. Da auch die Milchzähne vollständig ausgebildete und – besonders am Fangzahn – lange Wurzeln besitzen, müssen diese durch den Druck der nachwachsenden Zahnkeime der zweiten Bezahnung resorbiert werden, das heißt aufgelöst werden.  
Der Milchzahnwechsel kann durch spielerische Massage des Gebisses, z. B. durch Zerrenlassen an Tüchern, Knabbern an Kauknochen positiv gefördert werden. 
Für den Zahnwechsel gelten folgende ungefähre Daten:
-bis dritte Woche = zahnlos
- ab sechste Woche = vollständiges Milchgebiss
-ab dritten Monat = Beginn des Schneidezahnwechsels
- ab sechsten Monat = vollständiges Dauergebiss

Einzelne Fachbegriffe über das Hundegebiss

 

Oberkiefer Unterkiefer
Schneidezähne     3/3 3/3
Fangzähne  1/1 1/1

Vordere Backenzähne
( Prämolaren )

 4/4 4/4

Hintere Backenzähne
( Molaren )   

2/2 3/3

 

Als Reißzähne werden Oberkiefer P 4 und im Unterkiefer M 1 bezeichnet, sie sind mit den Fangzähnen am deutlichsten und größten ausgeprägt.

Der Zahnaufbau:

 

Am Zahnaufbau sind drei Hartsubstanzen ( Zahnschmelz, -zement, -dentin ) beteiligt. Der Zahnschmelz  ( 23 )bedeckt sich mit einer etwa millimeterdicken, sehr harten und auffallend weißen Schicht den freien Teil des Zahnes, die Zahnkrone. Das Zahnzement ( 29 ) besteht aus geflechtartigem Knochengewebe und reicht am Zahnhals ( 25 )an die Schmelzschicht und somit an die Zahnkrone heran und umgibt mit einer etwa millimeterdicken Schicht die gesamte Zahnwurzel. ( 28 ) Das Zahnbein ( 21 ) ist ein knochenähnliches Gewebe und besteht aus verkalkter Grundsubstanz und Kollagenfaserbündeln. Es bildet innen vom Schmelz- und Zementüberzug über die Hauptmasse des Zahnes und umgrenzt ´das Cavum dentis ( 27 ). Hier befindet sich das Zahnmark ( Zahnpulpa ) mit enthaltenen Nerven, Blut- und Lymphgefäßen, die durch das For. Apicis dentis ( 31 ) und anschließend durch den Canalis radicis dentis ( 30 ) in das Cavum dentis eintreten und in umgekehrter Richtung austreten.

 

Bissstellungendes Hundes:
Bei den verschiedenen Hunderassen kann man häufig Gebissfehler feststellen.
Das normale Hundegebiss nennt man Scherengebiss, bei dem die Zähne des Oberkiefers ( außer bei den hinteren Backenzähnen ) über die Außenflächen der unteren Zahnreihen greifen. ( z. B.: Schäferhund, Dobermann, Berner Sennenhund, und Deutsch Drahthaar ). Bei dem Zangengebiss stoßen die Schneidezähne aufeinander. ( z. B.: Bullterrier ) . Durch die Zucht sind bei manchen Rassen Vorbiss und Unterbiss entstanden. Bei dem Vorbiss greifen die unteren Schneidezähne vor die oberen. bei dem Unterbiss kommen die unteren Schneidezähne weit hinter den oberen zu liegen und berühren teilweise den Gaumen.  Solche Gebissanomalien findet man etwa bei Boxer, Mops, English Bulldog und vielen Collies.

Zahnfehler ( angeborene Zahnunterzahl ):
Das angeborene Fehlen einzelner oder mehrerer Zähne kommt sehr häufig vor.  
Nachteile für die Zucht.   Wird meistens bei einer ersten züchterischen Beurteilung entdeckt. Es muss abgeklärt werden, ob der Zahn tatsächlich fehlt oder ob es sich um einen verzögerten oder unvollständigen Zahndurchbruch handelt. ( Röntgenuntersuchung )

Zahnüberzahl:
Es kann auch vorkommen das ein Hundegebiss mehr als 42 Zähne aufweist, sollten die überzähligen Zähne die „regulären“ Zähne stören, müssen diese frühzeitig entfernt werden.

Erworbener Zahnverlust:
Es kann auch vorkommen, dass Hunde im Laufe ihres Lebens durch Unfälle ( Beißereien, Misshandlungen, übertriebene Schutzhundarbeit Zähne verlieren oder beschädigt werden, dass sie vom Tierarzt entfernt werden müssen.  Sollte bei diesen sogenannten Unfällen ein Zahn ausgeschlagen werde, muss der Tierarzt überprüfen, ob auch der komplette Zahn entfernt ist. ( Gefahr v. Entzündungen des Kiefers! )

Karies, Zahnwurzelentzündungen und
Parodontose
können aber auch dazu Führen das der Zahn entfernt werden muss.

Beißkraft:
Beißkraft ist ein Parameter, der im Rahmen einer besonderen Versuchsanordnung messbar ist ( Triska, 1924 ); die damaligen Untersuchungen beschränkten sich aber auf 24 Hund verschiedener Rassen und verschiedenen Alters, so dass ein Schluss auf besondere Beißkraft bestimmter Rassen nicht möglich ist. In Beschreibungen mancher Hunderassen wird zwar auf die besondere Beißkraft hingewiesen, wissenschaftlich abgesicherte Untersuchungen dazu sind aber nicht bekannt. Dass die als zu den beißkräftigsten Hunden zu zählenden Mastini eine Tonne Beißkraft haben sollen, stammt vielleicht aus dem Milieu der Zuhälter oder Stammtisch-Angeber. Sie haben höchstens 350 Kilopond pro Quadratzentimeter Beißdruck. Ein Schäferhund ca. 180 kp. Zum Vergleich eine Hyäne als weitaus kräftigster „Beißer" unter den Hunde-Verwandten: 700 kp.